Eidgenössisches Trachtenfest 2024 Zürich Trachtengruppe Heimberg

28. - 30. Juni 2024

Am 29.06.2024 um 07.33 bestiegen Christine, Mariann, Claudia und Marc, Bernadette, Erika und ich den Zug nach Zürich, gespannt, was uns am Trachtenfest erwarten würde. Die Fahrt war schön und unterhaltsam, dies, obwohl nach dem Verlassen des Bahnhofs Bern die Klimaanlage ausfiel und die Luft im Waggon immer stickiger und die Temperatur höher wurde.

Nachdem wir unser Gepäck im Hotel abgeliefert und unsere Zimmerschlüssel in Empfang genommen hatten, begaben wir uns auf den Sechseläuten Platz, wo wir an der Polonaise zur Eröffnung des Volkstanzfestes teilnahmen. Es herrschte eine fröhliche Stimmung und war wunderschön, Menschen aus dem ganzen Land, Kinder, Junge und Ältere, in einer grossen Vielfalt an Trachten zu sehen. Während das Volkstanzfest mit den Kindertänzen fortgesetzt wurde, begaben wir uns auf den Bürkliplatz, wo wir einen Tisch zum Mittagessen reserviert hatten. Nach einigem Hin und Her bekamen wir den auch zugewiesen und nach einer längeren Wartefrist auch unser Essen serviert. Ein Kompliment an die Catering Firmen, die das Essen für dieses Fest geliefert haben. Trotz der grossen Mengen haben sie uns ein schmackhaftes, leckeres Essen recht schön angerichtet serviert. Etwas sauer aufgestossen sind die hohen Getränkepreise – daran hat man gemerkt, dass in Zürich mit anderen Massen gemessen wird, als bei uns auf dem Land.

Kantonsdörfli: Auf dem Bürkliplatz waren für jeden Kanton kleine Chalets aufgebaut worden, die individuell gestaltet, Eigenheiten, Spezialitäten, Bräuche usw. aus den verschiedenen Gegenden unseres Landes präsentierten.

Es war beeindruckend, was für ein tolles, abwechslungsreiches Programm das Organisationsteam der STV auf mehr als 10 Plätzen und Bühnen in der Zürcher Innenstadt gestaltet hat. In der grossen Vielfalt war für alle etwas Interessantes, Schönes, Sehenswertes dabei. Gesang, Tanzen, Vorführungen in- und ausländischer Gruppen, Konzerte, ein «Trachtentrail», Unterricht im «Bäsele» und Alphornblasen, Tradition und Brauchtum, um nur einige Beispiele zu nennen. Alle 20 Minuten wechselten auf allen Bühnen die Vorstellungen – eine enorme, bunte Palette wurde angeboten.

Während die Einen sich nach dem Essen noch auf dem Bürkliplatz umsehen wollten, gingen die Anderen schon weiter zur Gemüsebrücke, wo sie sich argentinischen Tango, Tänze aus der Romandie und ausländische Tanzgruppen ansehen wollten. Dort trafen wir uns dann alle wieder und auch Martin, frisch zurück aus Südafrika, gesellte sich zu uns. Zu seiner Freude traf er dort gleich auf einen ehemaligen Direktor des Spitals Glarus und konnte sich mit ihm ein wenig austauschen. Martin wollte gern auf dem Sechseläutenplatz tanzen gehen. Da habe ich ihn gerne hinbegleitet, da ich mich darauf gefreut hatte, am Volkstanzfest mitzutanzen. Die übrigen Mitglieder unserer Gruppe begaben sich in die Kirche St. Peter, um die «zäsingers» und den Vortrag des Chors «Bärner Singlüt», welcher von Denise Huybrechts dirigiert wird, anzuhören.

Auf dem Sechseläutenplatz gab es für Martin ein freudiges Wiedersehen mit der Trachtengruppe aus Glarus, welcher er viele Jahre angehört hat. Neben der interessanten  und angeregten Unterhaltung mit den Glarnern haben wir aber auch wacker getanzt.

Wir trafen uns dann als ganze Gruppe auf dem Lindenhof wieder, um dort gemeinsam unser Nachtessen einzunehmen und dabei die Aufführungen mehrerer ausländischer Tanzgruppen zu bewundern. Danach begaben wir uns zurück auf den Bürkliplatz, um dort einen guten Platz für den Auftritt von « Oeschs die Dritten» zu ergattern. Während sich Mariann, Erika, Bernadette, Claudia und Marc von Oeschs begeisterndem Elan weiter mitreissen liessen, machten sich Christine, Martin und ich nach einer halben Stunde auf und streiften ein wenig durch Zürich und trafen bei der Kirche St. Peter genau während der Pause der grossen Chor Gala ein. Die Türen waren geöffnet und wir konnten noch eintreten und den zweiten Teil geniessen:

Ein Quartett junger Musiker, Piano, Geige, Cello und Querflöte, das sich «Löwenzahn» nennt, eröffnete den Teil mit drei wunderbaren, atemberaubenden Musikstücken. Sie wurden gefolgt vom Choeur mixte de la Gruyère, der gut bekannte Lieder aus der welschen Schweiz mit einer enormen Präzision und fantastischen Einzelstimmen vortrug. (Man war echt versucht, mitzusingen, so berührend war der Vortrag) Den Abschluss bildete ein 70 Mann starker Chor aus dem Bündnerland, der uns mit grossartiger Präzision, in Rätoromanischer Sprache, die «Gute Nacht Geschichte» sang.

Diejenigen, die den Auftritt von « Oeschs die Dritten» genossen hatten, machten sich nach Konzertende auf den Weg zur Kirche St.Peter. Auf dem Weg dorthin trafen sie beim Chalet von SRF «Potzmusig» auf Nicolas Senn, der sich, obwohl er auf den Zug gehen wollte, die Zeit nahm, mit ihnen ein paar Worte zu wechseln und sich mit ihnen für ein Gruppenbild aufzustellen.

Den gemeinsamen Abend beschlossen wir bei einem Schlummertrunk an der Limmat mit Blick auf die schöne Lichtprojektion auf das Grossmünster.

Müde vom langen Tag und mit brennenden Füssen machten wir uns auf den Weg zum Hotel, wo wir mit dem letzten Tram wohlbehalten ankamen.

Mit einem reichhaltigen feinen Frühstück starteten wir in den Sonntag. Während die Einen es eher langsam angehen wollten und noch ein wenig sitzen blieben, begaben sich die anderen schon in die Stadt, mit dem Ziel, am Festgottesdienst teilzunehmen. Da die Kirche aber schon bis auf den letzten Platz voll besetzt war, wurde uns der Eintritt verwehrt und wir wurden auf die Videoübertragung auf dem Münsterhof verwiesen. Dort fanden wir uns alle wieder zusammen, um uns gemeinsam zum Bürkliplatz zum Festakt zu begeben. Hier gesellten sich auch Annemarie und Barbara zu uns, die am Sonntag angereist waren und bereits einen Rundgang auf verschiedenen Plätzen gemacht hatten. Annemarie war begeistert von der Begegnung und der Unterhaltung mit der Elsässer Trachtengruppe und den Trachtenleuten aus Poschiavo, die sie auf dem Lindenhof getroffen hat.

Das Mittagessen auf dem Münsterhof mussten wir uns zwar selbst holen, denn das Management hatte viel mehr Reservationen vorgenommen als Plätze im Chalet zur Verfügung standen. Aber es schmeckte gut und wir konnten es draussen an der Sonne geniessen und dazu noch das Konzert der Musik der Zunft zur Waage anhören. Danach machten sich Mariann, Martin, Claudia und Marc auf den Weg nach Hause. Wir übrigen begaben uns an die Bahnhofstrasse, wo wir unsere reservierten Sitzplätze einnahmen, um den Umzug mitzuverfolgen. Welch eine Vielfalt an Trachten – wunderschöne und sehr bescheidene, farblose, traurige – je nachdem, ob sie aus einer wohlhabenden oder ärmeren Gegend stammen, Pferde und Reiter, Treichler, Musikanten und Tamboure, reich geschmückte Wagen und Traktoren,  Männer und Knaben in alten Uniformen, Fahnen, Folkloregruppen aus verschiedenen Ländern, zogen an uns vorbei! Eine wahre Augenweide! Unter dem Motto «Sächs Stube si im Bärnerhus» repräsentierten über 245 Bernerinnen und Berner die grosse Trachtenvielfalt des Kantons Bern von Jung bis Alt, zeigten aus den verschiedenen Regionen altes Handwerk und tanzten zu lüpfiger Musik der Kapelle Ulmizberg. Angeführt wurde die Bernische Trachtenvereinigung durch die berittene Ehrenformation des Kantons Bern «Berner Dragoner 1779».

Zusammenfassend möchte ich sagen: Es war ein sehr schönes, gelungenes und fröhliches Fest. Man fühlte sich willkommen in Zürich und als ein Teil des Ganzen. Es war nichts zu spüren von der Überheblichkeit, die man den Zürchern manchmal nachsagt. Wir hatten als Gruppe einen sehr guten Zusammenhalt, alle haben sich bemüht, und dazu beigetragen, dass wir zusammenbleiben konnten, und dass diejenigen, die sich in Zürich nicht so gut auskennen, nicht verloren gehen. Aber es war auch Freiheit da, sich das anzusehen und anzuhören, wozu jedes Einzelne Lust hatte. Und, das müssen wir auch erwähnen, das Wetter war uns hold! Zwar mussten wir das eine oder andere Mal die Pelerine überstreifen, aber nur für kurze Zeit. Im Gesamten gesehen, haben wir den Sonnenhut bedeutend mehr getragen als den Regenschutz. Das Trachtenfest in Zürich wird uns allen bestimmt in guter Erinnerung bleiben.

Text: Ruth Tillwicks

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